Der rosarote Hase: Warum du dich selbst belügst und wie du wirklich gewinnst

5. Dezember 2025 | DailyInspire.ch

Schluss mit der weichgespülten Motivation. Heute sprechen wir darüber, warum wir oft lieber an Illusionen glauben, als die harte Arbeit zu tun – und warum der "rosarote Hase" dich am Erfolg hindert. Ein Weckruf für deine Karriere und Gesundheit.

1. Die süsse Lüge vom einfachen Erfolg

Das war nicht dein bester Tag. Dein Chef hat dich wieder einmal spüren lassen, dass du angeblich wertlos bist, und sobald du die Schwelle deiner mit Hypotheken belasteten vier Wände überschreitest, überhäuft dich deine Partnerin mit Dingen, die dir in diesem Moment vollkommen egal sind. Du verkriechst dich im Zimmer, um wenigstens einen Moment allein zu sein. Du fühlst dich unwohl, denn das Leben, das du jetzt führst, hat wenig mit dem zu tun, was du geplant hast, als du jünger warst. Du wurdest betrogen – von dir selbst. Und das schmerzt am meisten, denn du hast niemanden mehr, dem du die Schuld geben kannst.

Du schaltest das Internet ein. Die Seite hat noch nicht einmal geladen, und schon attackieren dich schreiende Werbeanzeigen, die dir direkt ins Gesicht lügen: „Ich habe 10 kg in einer Woche abgenommen und bin glücklich. Es ist ganz einfach!“ Irgendwo im Hinterkopf weisst du, dass das Unsinn ist, aber dein Gehirn beisst für den Bruchteil einer Sekunde trotzdem an. Du willst deinen Geist mit etwas Ambitionierterem füttern. Du liest ein Interview mit jemandem, der es „vom Tellerwäscher zum Millionär“ geschafft hat. Wieder einmal wird dir suggeriert, dass „alles in Reichweite ist“ und „wo ein Wille ist, auch ein Weg ist“. Das klingt gut, das klingt motivierend, das klingt… nach einem weiteren Produkt, das man dir verkaufen will.

Für einen Moment beruhigst du dich. Die zuckersüsse Vision von Erfolg, geschaffen für Marketingzwecke, hat dir wieder einmal den Kopf gewaschen. Naiv hast du geglaubt, dass du morgen den Job wechselst, abnimmst und deine Beziehung reparierst. Dass ein neues „ab Montag“ ausreicht. Genau das ist der rosarote Hase. Unscheinbar. Weich. Süss. Nett. Einfach zum Knuddeln. Du hast dich täuschen lassen, dass dein Weg an die Spitze genau so aussehen wird – pastellfarben, bequem, ohne Schweiss, ohne vor Schmerz zusammengebissene Zähne. Ha, ha, ha. Guter Witz.

Wenn du glaubst, dass alles einfach, leicht und angenehm läuft, benimmst du dich wie ein Kind, das noch an das Märchen vom schnellen Erfolg glaubt. Ja, es wäre schön, so zu leben. Aber wenn du diese Erzählung in der Version „3 Schritte zum Erfolg“, „7 Tricks, die mein Leben veränderten“ und „10 kg in einer Woche“ weiterhin kaufst, bist du schlichtweg naiv. Und diese Naivität hat ihren Preis: Jahre, die an Illusionen verschwendet wurden.

Ich wollte eigentlich nicht mehr über Erfolg und Motivation schreiben, aber ich möchte hier zum Schluss noch etwas hinterlassen. Eine kalte Dusche, die euch aus der Lethargie weckt. Dieser Text ist nicht dazu da, damit du dich besser fühlst. Er ist dazu da, dass du endlich aufhörst, dich selbst zu belügen.

2. Die Realität: Träumer vs. Macher

Hier ist der Moment der Wahrheit: Nicht jeder von euch wird Erfolg haben. Die meisten werden in einem Job landen, den sie nicht mögen, und gezwungen sein, nur zu arbeiten, um Rechnungen zu bezahlen. Die meisten werden nie über den Status „Hauptsache bald Freitag“ hinauskommen. Ärgerst du dich über das, was du liest? Gut. Heute will ich dich provozieren. Denn solange du nur „motiviert“ bist, ändert sich nichts. Erst wenn du eine Stinkwut auf dich selbst bekommst – dann besteht eine Chance.

Ich habe Dutzende Schulungen, Vorträge und Workshops geleitet. Ich kann an einer Hand die Personen abzählen, die nach meinen Vorträgen tatsächlich etwas in ihrem Leben verändert haben. Ja, vielleicht ist meine Statistik so schlecht, weil ich ein mieser Trainer bin – auch das ist eine Option. Leider ergibt sich, wenn ich meine Erfahrungen mit anderen Trainern vergleiche, ein einziges, sinnvolles, ehrliches Gesamtbild unter dem Titel: „Die meisten von euch werden sich nie ändern“. Nicht wegen des „Schicksals“, des „Landes“ oder des „Systems“. Sondern einfach deshalb, weil es bequemer ist zu träumen, als sich den Hintern aufzureissen.

Der rosarote Hase ist ein trügerischer Bastard, der dir einreden wird, dass jeder Erfolg im Leben leicht zu erreichen ist. Dass du nicht viel Arbeit hineinstecken musst, dass reines Wollen und das „Gesetz der Anziehung“ reichen. Jedes Mal, wenn du das glaubst, hast du verloren. Nicht, weil das Gesetz der Anziehung nicht wirkt, sondern weil es dich von der Verantwortung für die Arbeit entbindet, die hier und jetzt erledigt werden muss. Glaubst du das immer noch? Wenn dir alle die Wahrheit sagen würden, würdest du vom Stuhl fallen. Der Prozess zum Erfolg ist oft ein Albtraum. Es ist ein hässliches, nicht-instagram-taugliches Bild: Schweiss, Frustration, Sinnlosigkeit, Zweifel. Ich will dir keine Angst machen. Ich will dir nur das Bewusstsein geben, worauf du dich einlässt. Damit du dich nicht wunderst, dass es wehtut – sondern es als Teil des Pakets akzeptierst.

Was unterscheidet diejenigen, die scheitern, von denen, die gewinnen?

• Die Illusion der Planung: Ein Teil von euch ist faul. Ein Teil weiss nicht, was er wirklich will. Wieder andere werden sich noch einige Jahre lang einreden, dass sie sich weiterentwickeln, während sie ausser Bücherlesen und Notizenmachen nichts tun. Entwicklungsbücher, Schulungen, Podcasts – an sich sind sie nicht schlecht. Das Problem beginnt dort, wo das Handeln endet. Wo alles im Kopf und im Notizbuch bleibt.
• Der Friedhof der Träume: Das ganze Abenteuer mit dem Erfolg endet, nachdem ein ganzes Heft mit Zielen, Einfällen und Ideen vollgeschrieben ist, die nie das Tageslicht erblicken werden. Jede Zeile ist ein „irgendwann“, das niemals kommt. Nach jeder Schulung glaubst du, du könntest Bäume ausreissen. Eine Woche später kehrst du in deinen alten Lebensstil zurück und bist wieder unglücklich. Und wieder meldest du dich für etwas Neues an, um dich für einen Moment besser zu fühlen.
• Der Preis des Erfolgs: Abnehmen ist einfach? Einfach ist es vielleicht, Schokolade zu essen, aber nicht, ein Training zu machen, bei dem du fast kotzen musst. Einfach ist es, Netflix einzuschalten, nicht, in die Kälte rauszugehen, um zu joggen. Nur wird das Essen von Schokolade dir weder Bauch noch Hintern formen. Das ist das Schöne und Brutale am Leben zugleich. Jeder würde gerne, aber nicht jeder wird das haben, wovon er träumt, denn der Preis für Erfolg ist gesalzen. Nicht nur in Geld. In Zeit. In abgesagten Abenden. Im Ego, das man in die Tasche stecken muss.

Eine Gruppe wird ihren Freunden weiterhin erzählen, was sie „plant“. Die andere wird es einfach tun und Ergebnisse zeigen, ohne Fanfaren. Verausgabe dich völlig, spüre, wie dir das Herz bis zum Hals schlägt, wirf dich ins kalte Wasser, wo du bis zum Schluss nicht sicher bist, ob du überlebst. Vergiss den rosaroten Hasen, mach dich verdammt nochmal an die Arbeit. Ohne Fanfaren, ohne Zeugen auf Instagram, ohne Erwartung von Applaus. Leise, Tag für Tag.

Rechne damit, dass es hart wird. Die Kalkulation ist einfach. Wenn es leicht wird – wirst du positiv überrascht sein. Wenn es hart wird – bist du dir bewusst, worauf du dich eingelassen hast. Sei erwachsen. Habe Demut. Mach dir klar, dass man nichts Wertvolles auf ein Fingerschnippen bekommt. Dass man manchmal durch die eigene Hölle gehen muss, um wenigstens ein Stück seines Lebens nach eigenen Vorstellungen zu ordnen.

Die Anfänge werden die schlimmsten sein. Du wirst das Gefühl haben, es nicht zu schaffen, du wirst kurz vor der Aufgabe stehen, bittere Tränen der Verzweiflung werden dir die Flügel stutzen, du wirst überzeugt sein, dass es dir nicht gelingt, Schweiss wird dir über die Stirn laufen, und du wirst mit der Faust gegen die Wand schlagen und schreien: „Warum gelingt mir im Leben nichts?!“. Das wird keine schöne Szene für eine Social-Media-Story. Das wird der Moment der Wahrheit. Entweder zerbrichst du dann, oder du hörst endlich auf, dir selbst etwas vorzumachen.

Finalnie jedoch das du es schaffen und stolz auf dich sein. Nicht, weil dich der rosarote Hase dorthin getragen hat, sondern weil du selbst dort angekommen bist. Das wünsche ich dir. Und wenn dich dieser Text wütend gemacht hat, statt dich nur zu „motivieren“ – dann heisst das, dass DailyInspire genau so wirkt, wie es sollte. Jetzt bist du dran.

Daily Inspire – Kacper